Geschichte
alte Schulhäuser
alte Dorfimpressionen
Aus der Geschichte
Das Entlebuch und der hinterste Teil des Emmentals sind relativ spät erschlossen und bevölkert worden. Der Ortsname Escholzmatt ist urkundlich im 12. Jahrhundert (1160) als „askolvismatten“ feststellbar. Im Habsburgischen Urbar vom Jahre 1306 findet sich der Name Marbach erstmals in einer Chronik, damals als Marpach, wie das Dorf von den Einheimischen heute noch genannt wird. Zu dieser Zeit stand das Entlebuch mit Schangnau und dem Trubtal unter der österreichischen Herrschaft Wolhusen. Kurz vor dem Sempacherkrieg fiel das gesamte Gebiet an die Stadt Luzern. Die rechtlichen Verhältnisse waren jedoch so verworren, dass z. B. in Schangnau Bern die niedere, Luzern aber die hohe Gerichtsbarkeit innehatte. Das führte zu ständigen Reibereien, welche bis fast zum letzten Viertel des 15. Jahrhunderts dauerten. Endlich setzte im Jahre 1470 ein eidgenössischer Schiedsspruch, der Schangnau und das Trubtal der Stadt Bern zusprach, den Streitigkeiten ein Ende. Kirchlich aber gehörten sowohl Marbach wie Schangnau zum Kloster Trub, welches kurz vor der Reformation aus den zwei Gemeinden eine eigene Pfarrei bildete, deren Pfarrkirche in Marbach stand. 1530, nachdem Bern die neue Religion angenommen hatte, wurde Schangnau wieder von der Pfarrei Marbach abgetrennt und reformiert.
Älteste bekannte Ansicht von Escholzmatt
Es folgten ruhigere Zeiten, bis 1653 im Entlebuch der Bauernkrieg gegen die Willkürherrschaft der Stadt Luzern ausbrach. Zu den eifrigsten Männern gehörten die als militärischer Führer der Escholzmatter Christian Schybi, Bannermeister Hans Emmenegger aus Schüpfheim, der Landeshauptmann Niklaus Glanzmann und Hans Stadelmann von Marbach. Glanzmann ging allerdings straflos aus, ja er wurde später sogar zum Bannermeister befördert. Stadelmann jedoch, der viele Bauern im ganzen Amt Entlebuch aufgehetzt, den französischen Botschafter um Unterstützung gebeten, die Boten der Stadt Luzern verhöhnt und den Luzerner Schultheissen Dulliker mit einer Kugel am Bein verletzt hatte, wurde verraten, gefangen und in Luzern enthauptet. Der Aufstand der Bauern scheiterte kläglich, und mit Schybi mussten weitere Entlebucher ihren Mut mit der Hinrichtung bezahlen. Ein Denkmal auf dem Dorfplatz in Escholzmatt hält das Andenken an Christian Schybi und seinen Mitstreiter Hans Emmenegger wach.
Ein weiteres Denkmal in Escholzmatt – mitten auf der Wasserscheide zwischen Kleiner und Grosser Emme – erinnert an den ehemaligen Pfarrer von Escholzmatt, Franz Joseph Stalder (1757 – 1833), der als eine der wichtigsten Gestalten der Schweizer Kulturgeschichte und als Begründer der deutschschweizerischen Dialektologie gilt.
Entwicklung von Escholzmatt
Mitte des vergangenen Jahrhunderts machte sich eine Aufbruchsstimmung breit. In Escholzmatt hatten führende Köpfe um Nationalrat Otto Studer ein gutes Gespür, sich für die wirtschaftliche Entwicklung einzusetzen, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Abwanderung zu verhindern. Im Dorf Escholzmatt entstanden die ersten grossen Mehrfamilienhäuser, in der Änetbrügg, danach durch die Katholische Kirchgemeinde im Jahr 1966 im Dorfmattengebiet, heute Dorfmattenstrasse. Im Jahr 1962 gründeten vorwiegend Geschäftsleute aus dem Gewerbe die erste Wohnbaugenossenschaft und realisierten Mehrfamilienhäuser. Eine weitere Wohnbaugenossenschaft baute in der Folge mehrere Mehrfamilienhäuser in der Dorfmatten. Die Entwicklung setzte sich in den Siebzigerjahren mit dem Bau von Ein– und Mehrfamilienhäusern in der Dorfmatten und später im Gebiet Wanne fort.
Zwei wichtige Industriebetriebe
Unterdessen hatten die langwierigen Bemühungen um die Ansiedlung von Industriebetrieben zum ersten Erfolg geführt, indem die aus Deutschland stammende Elektrisola im Herbst 1969 als „Elektrisola Feindraht AG Escholzmatt“ ihren Betrieb in der Undergass eröffnen konnte. Kurze Zeit danach (1973), eröffnete die B. Braun Medical AG, ein ebenfalls aus Deutschland stammendes Familienunternehmen, die Produktion in Escholzmatt. Beide Betriebe entwickelten sich kontinuierlich und sehr erfreulich; sie beschäftigen heute um die 460 Personen. Die beiden Fabriken bedeuten für die Volkswirtschaft von Escholzmatt-Marbach eine wichtige Stütze und sind nicht mehr wegzudenken. Auch das Gewerbe hat sich seit den Achtzigerjahren gut entwickelt. Aus ehemaligen Einmannbetrieben entstanden wichtige Arbeitgeber mit bis zu über 20 Arbeitsplätzen.
Marbach als Tourismusgebiet
Anfangs der Fünfzigerjahre wurde in Marbach gestartet, was heute nicht mehr wegzudenken ist. Das Ski- und Erholungsgebiet Marbachegg (Flurname Lochsitenberg) wurde touristisch erschlossen. Im Jahre 1953 wurde der Bau des ersten Skiliftes in Angriff genommen und im Februar 1954 bereits eröffnet. Der Skilift vom Fuchsloch auf die Marbachegg und das Teehüsli konnten eingeweiht und zur Nutzung übergeben werden. Die Marbacher hatten somit ihr eigenes Skigebiet bekommen. Im Jahre 1955 erfolgte der Umbau des Skiliftes auf der Talseite zu einem Ganzjahressessellift, 1956 wurde der erste Skilift auf der Marbachegg gebaut und im selben Jahr die AG gegründet. Bereits 1957 war der Bau des ersten Ferienhauses. 1965 entschied man sich für den Bau einer Gondelbahn als Ersatz für den Sessellift und realisierte 1966 die Vierergondelbahn. Der bestehende Sessellift wurde zum Obersidenmoos verkürzt und wieder zum Bügellift umfunktioniert. Der Neubau brachte eine erhebliche Frequenzsteigerung mit sich, was auch für das Berggasthaus, das zwei Jahre zuvor erweitert worden war, erfreulich war. Nach vielen Betriebsjahren stand anfangs dieses Jahrhunderts der Neubau der Gondelbahn an. Am 3. August 2002 konnte die neue Gondelbahn auf die Marbachegg eröffnet werden. Mit diesem Projekt wurde die Basis für eine erfolgreiche Zukunft der Sportbahnen Marbachegg AG gelegt, was zugleich die Initialzündung für weitere touristische Angebote war. In der Zwischenzeit hatte sich auch die Bauzone ums Dorf und im Pfrundmoosgebiet weiterentwickelt.
Teil der UNESCO Biosphäre Entlebuch
Nach der Rotherthurm-Initiative im Jahr 1987, mit der Auflage des Moorschutzes in der Schweiz, galt für das Entlebuch – wie weiter? Der Regionalplanungsverband Entlebuch entwickelte die Idee die Anerkennung als UNESCO Biosphärenreservat zu erlangen. In einem demokratischen Prozess, durch Zustimmung der Bevölkerung in den Entlebucher Gemeinden (Ausnahmen im heutigen Wahlkreis: Werthenstein und Wolhusen), und durch Anerkennung durch den Bund und die Unesco, wurde die heutige UNESCO Biosphäre Entlebuch im Jahr 2001 anerkannt, 2008 folgte die Anerkennung als erster Naturpark der Schweiz. Die wirtschaftliche und nachhaltige touristische Entwicklung schritt seither gut voran. Die Schönheiten der Natur haben einen hohen Stellenwert und dem Landschaftsschutz wird entsprechend Beachtung geschenkt. Die Unesco Biosphäre Entlebuch hat weltweit Modellcharakter.
Fusionsprojekt Escholzmatt-Marbach
Ein wichtiger Schritt in die Zukunft war das Fusionsprojekt «Mitenand», welches im Jahr 2009 gestartet wurde. In einer breit abgestützten Klärungsphase wurde in mehreren Teilprojekten geprüft, was eine Fusion in den verschiedenen Bereichen bringen würde. Die Gemeinderäte definierten die klare Absicht der Stärkung von Escholzmatt und Marbach durch eine pragmatische Verwaltungs-, Schul- und Behördenreform, die Gewährleistung eines umfassenden Verwaltungsangebotes, die Sicherung und den Erhalt der Schulen sowie einen zeitgleichen Vollzug von Reformen und die gegenseitige Abstimmung von neuen Systemen. Mit einem Vorprojekt in vier Teilprojekten und danach dem Hauptprojekt mit fünf Teilprojekten folgten Antworten für die Entwicklung in die Zukunft als vereinte Gemeinde. Im November 2011 kam es zur gleichzeitigen Abstimmung in beiden Gemeinden, 72 Prozent der Bevölkerung stimmten zu. 2012 war das Jahr der Umsetzung und der Feinverarbeitung. Auf den 1. Januar 2013 wurde die Fusion vollzogen – ein Erfolgsprojekt, wie die Zahlen und Fakten heute zeigen!